Pressemitteilung

KVN-Vorstand weist Aussagen des Landkreistages zum kassenärztlichen Bereitschaftsdienst zurück

Rettungsleitstellen an Kooperationen nicht interessiert

 

Auf deutliche Kritik des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) sind die Aussagen des stellvertretenden Präsidenten des Niedersächsischen Landkreistages, Cord Bockhop gestoßen, dass der kassenärztliche Bereitschaftsdienst und der Rettungsdienst in Niedersachsen besser miteinander vernetzt werden müssten.

 

Bockhop hatte von einer dramatischen Situation der Notfallversorgung in Niedersachsen gesprochen. Der Rettungsdienst und der Bereitschaftsdienst müssten dringend miteinander vernetzt werden, sonst drohe der Notfallversorgung in den Krankenhäusern der Kollaps.

 

„Der Niedersächsische Landkreistag lenkt mit derartigen Äußerungen von den eigenen Versäumnissen der Landkreise als Träger des Rettungsdienstes und von Krankenhäusern ab“, sagte der KVN-Vorstandsvorsitzende, Mark Barjenbruch, heute in Hannover.

 

„Rettungsdienst und kassenärztlicher Bereitschaftsdienst haben unterschiedliche Aufgaben. In lebensbedrohlichen Notfällen hilft die 112. Der Rettungswagen muss in wenigen Minuten beim Patienten sein. Bei einfacheren Beschwerden, die nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten können, hilft dagegen die 116 117. Die Ärztinnen und Ärzte im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst müssen nicht in kürzester Zeit beim Patienten sein“, erklärte der Vorsitzende.

 

Aus Sicht der KVN ist die Struktur der Rettungsleitstellen in Trägerschaft einzelner Landkreise nicht mehr zeitgemäß. Es gibt im Gegensatz zum kassenärztlichen Bereitschaftsdienst keine einheitliche Leitstellensoftware und keine standardisierte medizinische Ersteinschätzung der anrufenden Patienten.

 

„Auch jetzt schon können Rettungsleitstellen über eine priorisierte Telefonnummer Fälle an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst abgeben. Warum dies nicht öfter geschieht, sondern auch bei offensichtlich leichteren Erkrankungen von den Rettungsleitstellen ein Rettungstransportwagen eingesetzt wird, entzieht sich unserer Kenntnis“, stellte Barjenbruch klar.

 

Die KVN ist bereit, eine technische Vernetzung zwischen den Leitstellen des Rettungsdienstes und des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes voranzutreiben, um eine digitale Fallübergabe zu ermöglichen. Anfragen für entsprechende Pilotprojekte bei Leitstellen, die von der KVN aktiv initiiert worden sind, stoßen bei den Rettungsleitstellen auf geringes Interesse oder es besteht keinerlei Bereitschaft, eigene Investitionen zu leisten“, so der KVN-Vorsitzende.

 

„Wenn Landkreise fordern, dass der kassenärztliche Bereitschaftsdienst weiter ausgebaut werden soll, muss den ihnen klar sein, dass sie damit die Axt an die hausärztliche Versorgung in den eigenen Landkreisen legen. Der kassenärztliche Bereitschaftsdienst wird von den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zusätzlich zu den eigenen Praxisöffnungszeiten gestemmt. Gerade die jüngere Ärztegeneration wird nicht dazu bereit sein, in Landkreisen eine hausärztliche Tätigkeit aufzunehmen, in denen zusätzlich noch zahlreiche Bereitschaftsdienst anfallen“, warnte der KVN-Chef.