Pressemitteilung

„T(w)o be safe“ – Niedersachsen startet in die Aktionswoche zum Thema HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche

„T(w)o be safe“ - Niedersachsen startet in die Aktionswoche zum Thema HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche

Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar: Nach den Daten des Krebsregisters am Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen. Eine ebenso hohe wie vermeidbare Zahl an Krebserkrankungen, denn die Impfung bietet einen effektiven Schutz.

 

Trotzdem sind die Impfquoten bei den 15-Jährigen noch deutlich steigerungsfähig. In Niedersachsen sind 45 Prozent der Mädchen und 83 Prozent der Jungen nicht gegen HPV geimpft (Zahlen aus 2020 im Epidemiologischen Bulletin 48/2022). Das Thema der ersten sexuellen Erfahrungen und der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ist oft kein einfaches zwischen Eltern und Jugendlichen. Daher hat das Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium und dem Landesgesundheitsamt eine Aktionswoche für die Altersgruppe von 9 bis15 Jahren entwickelt, die von der Ärzteschaft und den örtlichen Gesundheitsämtern aktiv unterstützt wird. Das Gesundheitsministerium stellt rund 80.000 Euro für die Kampagne zur Verfügung.  

 

Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (3. v. l.) hat in der heutigen Pressekonferenz die Informationswoche vorgestellt: „Eine Schwierigkeit bei der flächendeckenden Verbreitung der HPV-Impfung ist, dass Kinder und Jugendliche in der relevanten Altersgruppe häufig keine regelmäßigen Arztkontakte haben, bei denen der Schutz vor HPV-Infektionen thematisiert werden könnte. Deshalb haben wir ein Konzept entwickelt, um sowohl Eltern als auch Kinder und Jugendliche auf die Schutzmöglichkeiten durch eine HPV-Impfung hinzuweisen. Mit unseren Partnerinnen und Partnern beispielsweise den Krankenkassen, Verbänden, Ärztinnen und Ärzten sowie Apotheken sensibilisieren wir für das Thema. Unsere geplante Aktionswoche ist dabei noch mal eine Art i-Tüpfelchen, die den jungen Menschen den Schritt zur Impfung vereinfachen soll.“  

 

Das Motto der Aktionswoche „T(w)o be safe - 2 HPV-Impfungen für 2-fachen Schutz“ vermittelt nicht nur die Sicherheit allein oder auch zu zweit durch die zweifache Impfung geschützt zu sein, sondern betont auch den Schutz vor Genitalwarzen und Krebs. Mit dem Motiv hat das Sozialministerium Informationsmaterialien wie Plakate und Postkarten erstellt, die unter anderem in Form von „Starterpaketen“ an Gesundheitsämter, kreisfreie Städte und Landkreise, sowie Krankenkassen versendet wurden. Die Informationen können über die Webseite des Sozialministeriums abgerufen werden: https://www.ms.niedersachsen.de/infektionsschutz/hpv

 

Während der niedersachsenweiten Aktionswoche vom 10. bis 14. Juni 2024 wird mit Vorträgen, Social Media-Beiträgen und Veranstaltungen gezielt informiert. So betreibt das Sozialministerium vom 8. bis 16. Juni einen Stand bei der IdeenExpo. „Wir gehen dahin, wo junge Menschen sind. Wir möchten informierte Entscheidungen ermöglichen und dies kann es nur durch eine Verbesserung des Wissensstandes und den Abbau von Impfhindernissen geben“, so Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi

 

Die Aktionswoche soll das Thema vor allem in die weiterführenden Schulen tragen. Denn im Fokus stehen Kinder und Jugendliche der Klassen 5 bis 10 - für ihre Altersklasse wird die HPV-Impfung empfohlen. Aktuell besuchen rund 440.000 Schülerinnen und Schüler diese Jahrgänge. Die Schulen wurden vorab mit zusätzlichem Informations- und Unterrichtsmaterial zur HPV-Impfung versorgt. Auch haben sie die Möglichkeit, mit Unterstützung der örtlichen Gesundheitsämter oder Medizinstudierenden Schulbesuche von Experten in der Aktionswoche zu gestalten.

 

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (2. v. l.): „Die HPV-Impfung ist leider immer noch zu wenig bekannt oder wird unterschätzt. Daher wollen wir mit der gemeinsamen Aktionswoche unseren Beitrag dazu leisten, Jugendliche noch besser und gezielter aufzuklären und ein Bewusstsein für die Impfung zu schaffen. Wissen kann im Fall von HPV viel Leid verhindern.

 

In der Schule gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, mit denen man die Bedeutung von HPV-Impfungen thematisieren kann, etwa im Sexualkundeunterricht oder ganz grundsätzlich in Biologie. Damit können wir es schaffen, dieses Thema ziemlich leicht in ganze Klassen und damit auch in die Familien zu tragen. Denn in keinem anderen Bereich als in der Schule erreichen wir direkt so viele junge Menschen auf einmal, um sie zu informieren und aufzuklären. Damit leisten Schulen einen wichtigen Bildungsbeitrag.“

 

Dr. Fabian Feil, Präsident des Landesgesundheitsamtes (1. v. l.) sieht in der Aktionswoche eine gute Möglichkeit den Vorteil einer Impfung zu vermitteln und Vorbehalte abzubauen: „Die meisten von uns wissen, dass es Impfungen gegen Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln gibt. Doch viele sind sich nicht bewusst, dass es auch eine sehr gute Impfung gegen die Auslöser bestimmter Krebsarten gibt. Es muss für uns alle ganz selbstverständlich werden, dass die HPV-Impfung eine normale Vorsorgemaßnahme ist.“

 

Landesweit beteiligen sich Akteurinnen und Akteure aus dem Gesundheitswesen, indem sie Schülerinnen und Schülern durch gezielte Informationen und Angebote die HPV-Impfung näher bringen. Thorsten Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen KVN (4. v. l.): „Die HPV-Impfung ist eine wichtige Präventionsmaßnahme gegen Krebs. Und eine der einfachsten: Ein kleiner Piks genügt. Im Zeitraum 9 bis 14 Jahren sollten sich Mädchen und Jungen im Abstand von mindestens fünf Monaten zweimal gegen HPV-Infektionen impfen lassen. Wenn ab einem Alter von 15 Jahren zum ersten Mal geimpft wird, sind drei Impfungen notwendig. Versäumte Impfungen sollten möglichst bald und noch vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. In diesen Fällen ist die Impfung auch kostenlos.“

 

Hintergrund:

Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. Aufgrund ihrer Fähigkeit Krebserkrankungen auszulösen, werden HPV in sogenannte Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen unterteilt. Rund zehn Prozent der HPV-Infektionen bleiben bestehen und können, wenn sie den Hochrisikotypen (v. a. HPV 16 und 18) angehören, im Laufe der Zeit Krebsvorstufen oder auch Krebserkrankungen hervorrufen. Bei Frauen dominiert der Gebärmutterhalskrebs als Konsequenz einer HPV-Infektion, der nahezu zu 100 % durch HPV verursacht wird.

 

Eine Impfung gegen HPV ist besonders effektiv, wenn sie vor Eintritt in die sexuelle Aktivität stattgefunden hat. Eltern und ihre Kinder können sich bei Haus- und Kinderärzten informieren. Impfungen sind in der Regel in Kinder-, Haus-, Frauenarztpraxen und urologischen Praxen möglich.