Rundschreiben

Praxisführung

Lieferengpass Tollwut-Impfstoffe - STIKO Handlungsempfehlungen

Bedingt durch die eingeschränkten Lieferfähigkeiten der beiden inaktivierten Tollwut-Impfstoffe stellt das PEI (Paul-Ehrlich- Institut) Handlungshinweise der STIKO (Ständige Impfkommission) zur Verfügung. Voraussichtlich wäre die Lieferfähigkeit ab Ende Q1/2024 wiedergegeben.

 

Zur Postexpositionsprophylaxe (PEP):
Der Bezug von Tollwutimpfstoff und Tollwut-Immunglobulin, bei gegebener Indikation zur PEP, ist über jede öffentliche Apotheke möglich. Besteht eine Nicht-Verfügbarkeit im Großhandel können die Apotheken auf die Notfalldepots zugreifen. Bei der Indikationsstellung sollte folgendes beachtet werden:

  • Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut. Als einziges heimisches Reservoir für die Tollwut sind Fledermäuse bekannt.
  • Eine Indikation zur PEP ist daher nur gegeben (i) nach Fledermauskontakt, (ii) nach Kontakt mit auffälligen Heimtieren (Hund, Katze, Frettchen), deren Herkunft und Impfstatus unbekannt ist bzw. mit Tieren, die aus Tollwut-Endemiegebieten mitgebracht wurden oder (iii) nach Kontakt zu Tieren in Tollwut-Endemiegebieten und unterbliebenem sofortigen Beginn bzw. noch nicht vollständig abgeschlossener PEP.
  • Vögel sind keine Tollwutüberträger. Tollwutübertragungen durch Nager (z.B. Ratten, Mäuse, Hörnchen) und Hasenartige (Hasen, Kaninchen) sind nicht bekannt.

Zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP):
Aufgrund der mangelnden Impfstoffverfügbarkeit wäre das potenzielle Expositionsrisiko vertiefter zu überprüfen. Folgendes sollte dabei beachtet werden:

  • Bei Reisen in Tollwut-Endemiegebiete besteht eine Indikation zur präexpositionellen Impfung in erster Linie bei Personen, die in diesen Ländern längere Zeit, insbesondere in ländlichen Gebieten ohne ausreichende medizinische Versorgung und unter einfachen Bedingungen reisen. Ein Tollwut-Risiko geht hauptsächlich von streunenden Hunden aus.
  • Eine weitere Indikation ist ein geplanter Umgang mit Säugetieren in Tollwut-endemischen Ländern, die als Tollwutüberträger in Frage kommen.
  • Planbare Auffrischimpfungen für Personen mit wiederkehrendem Expositionsrisiko (z. B. Personen mit Umgang von Fledermäusen) können bis zur Wiederverfügbarkeit der Impfstoffe verschoben werden. In begründeten Einzelfällen kann eine Bestimmung des Tollwut-Antikörperspiegels hilfreich sein

Bei mangelnder Verfügbarkeit von Impfstoffen und dringender Impfindikation für die prä-expositionelle Impfung (PrEP) kann das 2-Impfstoffdosen-Schema der WHO angewendet werden.

Nähere Informationen hierzu finden Sie unter dem folgenden Link zum Punkt 3. „Zu den Impfempfehlungen der WHO“.

Hinweise:
Das PEI informiert darüber, welche Impfstoffe beim Hersteller nicht verfügbar sind bzw. über potentielle Auslieferungsschwierigkeiten. Sie gelangen unter diesem Link zur Lieferengpassmeldung des PEI.

Weitere Informationen zu den Tollwut- Impfungen finden Sie im Epidemiologischen Bulletin 4/2024.