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„Moderne Antworten für eine moderne Ärzteschaft“

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Parlamentarischer Abend der KVN stand unter dem Eindruck vieler neuer politischer Faktoren

 

Näher dran als im Leineschloss kann man in Hannover nicht am Landtag zusammenkommen. Der Parlamentarische Abend der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen am 25. Juni 2025 zog rund 150 Gäste aus Politik, Gesundheitswesen, Wirtschaft und Medien an und profitierte darüber hinaus von bestem Sommerwetter. Nur ein Manko galt es auszuhalten: Gesundheitsminister Andreas Philippi hatte krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt.

 

Der KV-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch ließ sich davon aber nicht die Laune verderben – nur sein Redemanuskript musste er leicht umstrukturieren, wollte er Philippi doch als kontinuierlichen und verlässlichen politischen Partner der KV in Niedersachsen loben. Denn auf der anderen Seite ist derzeit vieles neu: Eine neue Bundesregierung, eine neue Bundesgesundheitsministerin oder auch ein neuer Bundesgesundheitsausschuss. In der letzten Legislaturperiode musste der Ausschuss ohne Führung auskommen, nun hat er mit Dr. Tanja Machalet (SPD) eine neue Vorsitzende. Machalet war zuvor Abgeordnete im Landtag von Rheinland-Pfalz und dort nach eigenen Angaben mit den Themen Gesundheit, Pflege sowie Arbeit und Soziales befasst. Barjenbruch freute sich auf die Zusammenarbeit mit ihr. Ebenso wie mit dem neuen Niedersächsischen Ministerpräsidenten Olaf Lies, den Barjenbruch kürzlich beim Parteitag der niedersächsischen SPD schon zu seinem neuen Amt gratulieren konnte. Neu auch eine Bertelsmann Studie, die aufgrund des prognostizierten Hausarztmangels eine bessere Digitalisierung sowie verstärkte Delegation fordert. Barjenbruch konnte sich dem nur anschließen. Auch die Überlegungen nach einem Primärarztsystem griff Barjenbruch auf. Bei der Ausgestaltung würde der Teufel zwar im Detail stecken, klar sei aber auch, dass das derzeitige System nicht der Weg in die Zukunft sei.

 

Neu ist in Niedersachsen auch die nun ausgerollte Bereitschaftsdienstreform, die die Vertragsärzte von den verpflichtenden Diensten befreit, die Patientinnen und Patienten dank Telemedizin schneller in Kontakt mit Ärztinnen und Ärzten bringt und bislang mit viel positiver Resonanz bedacht wurde. Barjenbruch erwähnte zum Schluss auch die vielen neuen technischen Herausforderungen von KI bis ePA. Deren freiwillige Einführung sei gut, geschönte Jubelnachrichten wie sie derzeit zu hören seien, aber dem gemeinsamen Ziel, die ePA bis zum 1. Januar 2026 flächendeckend einzusetzen, nicht zuträglich.

 

Barbara Otte-Kinast, Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, forderte realistische Schritte zu einer besseren medizinischen Versorgung und warnte vor Wolkenkuckucksheimen. Die KVN sei für die Versorgungssicherheit für acht Millionen Menschen unentbehrlich. Und die KV sei als hervorragende Versorgungsmanagerin genau die richtige Partnerin zur Ausgestaltung der zukünftigen Entwicklungen, denn für die anstehenden Reformen seien Haltung und Augenmaß gefragt. Otte-Kinast verdichtete ihr Anliegen zu einer schlagkräftigen Forderung. Gefordert seien „moderne Antworten für eine moderne Ärzteschaft“.

 

Der Abend klang mit Blick auf die Leine aus. Ein gutes Buffet gab es auch. Die Getränke waren kalt. Beste Bedingungen also für viele berufspolitische Gespräche.