Pressemitteilung

571 Niederlassungsmöglichkeiten für Ärzte und Psychotherapeuten in Niedersachsen

Zulassung

Davon 448 Niederlassungsmöglichkeiten für Hausärztinnen und Hausärzte

 

448 Niederlassungsmöglichkeiten für Hausärzte, 113 für Fachärzte und 10 für Psychologische Psychotherapeuten gibt es nach den aktuellen Bedarfsplanungszahlen der Kassenärztlichen Vereinigung jetzt in Niedersachsen. Die Bedarfsplanung legt fest, wie viele Hausärzte, Fachärzte oder Psychotherapeuten sich in einem bestimmten Gebiet – dem sogenannten Planungsbereich – niederlassen dürfen. Die Zahlen werden zweimal im Jahr erhoben – im Januar und aktuell im Juli.

 

Bei der Festlegung des Bedarfs an Ärzten und Psychotherapeuten wird neben der Zahl der Einwohner sowie deren Alter und Geschlecht die Häufigkeit der Erkrankungen innerhalb einer Bevölkerungsgruppe berücksichtigt. Aufgrund dieser Faktoren wurden die Verhältniszahl, die Anzahl der vorhandenen Ärzte und Psychotherapeuten sowie die aktuelle Einwohnerzahl in einem Planungsbereich zueinander ins Verhältnis gesetzt, um den aktuellen Stand der Versorgung zu berechnen.

 

Die hausärztliche Versorgung wird in 105 Planungsbereichen, die allgemeine fachärztliche Vereinigung in 43 Planungsbereichen und die spezialisierte fachärztliche Versorgung in 13 Planungsbereichen beplant.

 

Hausärztliche Versorgung

 

In der hausärztlichen Versorgung sind von 105 Planungsbereichen jetzt 34 für weitere Zulassungen gesperrt und 71 nicht gesperrt. Es gibt insgesamt 447,5 freie Sitze. Nach der Anzahl der freien Sitze gibt es in den Regionen Salzgitter (19,5), Delmenhorst (19,5), Papenburg (16) und Wolfsburg (16) den größten Bedarf. Den geringsten Versorgungsgrad im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt es im Umland von Bremerhaven, Munster und Sulingen.

 

Fachärztliche Versorgung

 

In der fachärztlichen Versorgung gibt es einen aktuellen niedersachsenweiten Bedarf von folgenden Sitzen:

  • Augenärzten von 4,5
  • Frauenärzte von 2,5
  • HNO-Ärzte von 12
  • Hautärzte von 14
  • Kinder- und Jugendärzte von 21
  • Nervenärzte von 22,5
  • Psychotherapeuten von 10
  • Urologen von 0,5
  • Fachinternisten von 6 Rheumatologen
  • Kinder- und Jugendpsychiater von 5
  • Physikalische Rehabilitationsmediziner von 25

 

Bewertung der KVN

 

„Die Versorgungsprobleme treten eher in ländlichen Regionen Niedersachsens auf. Junge Ärztinnen und Ärzte zieht es oft in städtische Zentren, wo sie eine bessere Infrastruktur und ein vielfältiges kulturelles Angebot sowie andere Arbeitsbedingungen vorfinden. Bei einem Alterddurchschnitt von aktuell 54,5 Jahren gehen viele niedersächsischen Ärztinnen und Ärzten in den kommenden Jahren in den Ruhestand, was zu einem erheblichen weiteren Nachbesetzungsbedarf führt“, sagte Thorsten Schmidt, stellvertretender KVN-Vorstandsvorsitzender heute in Hannover.

 

Die alternde Bevölkerung und die steigenden Gesundheitsansprüche der Bürgerinnen und Bürger führten darüber hinaus zu einer erhöhten Nachfrage nach medizinischer Versorgung, besonders auf dem Land.

 

„Immer mehr Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Teilzeit oder in Anstellung mit festen Arbeitszeiten und Urlaubsansprüchen, was den Bedarf an zusätzlichen Ärzten erhöht. Wir brauchen heute schon 1,6 Nachfolger, um einen Arztsitz zu ersetzen“, so Schmidt.

 

Lösungsansätze

 

Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der KVN ergänzte: „Es braucht Anreize für junge Ärztinnen und Ärzte, sich auf dem Land niederzulassen, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung, bessere Infrastruktur (Kitas, Schulen, etc.) und ein attraktiveres Arbeitsumfeld.“ Mehr Studienplätze für Medizin an den niedersächsischen Universitäten, besonders im Bereich der Allgemeinmedizin, könnten langfristig zu einer Entspannung der Lage beitragen. „Die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte müssen insgesamt attraktiver gestaltet werden, zum Beispiel durch eine Reduzierung der Bürokratie, ein Wegfall der Honorarbudgets für alle Fachgruppen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Spezielle Förderprogramme und Anreize für die Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner können dazu beitragen, mehr junge Ärzte für die hausärztliche Versorgung zu gewinnen“, so Barjenbruch. 

 

„Der Einsatz von Telemedizin und von Delegationsassistenten in den Praxen kann die Versorgung in ländlichen Regionen verbessern, indem Ärztinnen und Ärzte auch Patienten in abgelegenen Gebieten behandeln können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation bezüglich der ärztlichen Versorgung in Niedersachsen, insbesondere auf dem Land, komplex ist und verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Es ist wichtig, sowohl kurz- als auch langfristige Maßnahmen in enger Abstimmung mit der Politik und den Krankenkassen zu ergreifen, um den drohenden Ärztemangel zu bekämpfen und eine flächendeckende, qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sicherzustellen“, sagte der KVN-Vorsitzende.