Pressemitteilung

Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Rezept gefährdet Patientensicherheit

Arzneimittel

KVN-Vorstand: „Rezeptpflichtige Arzneimittel sind keine over-the-counter Produkte.“

 

Die vom Bundesgesundheitsministerium geplante Ausweitung der Befugnisse von Apothekern ist auf scharfe Kritik der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) gestoßen. „Der Vorschlag, verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept von Ärztinnen und Ärzten durch Apotheken abgeben zu lassen, stellt gleich in mehrfacher Hinsicht einen gefährlichen Irrweg dar“, warnt der Vorstandsvorsitzende der KVN, Mark Barjenbruch, heute in Hannover. Die KVN fordert die Politik auf, die Pläne zurückzunehmen.

 

Es sei geradezu fahrlässig, wenn das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ernsthaft vorhabe, dass Apotheken Medikamente eigenständig verschreiben und auch gleich an Patienten abgeben könnten. „Einen Arzt würden diese Patienten erst gar nicht zu Gesicht bekommen. Das kann Patientinnen und Patienten gefährden. Rezeptpflichtige Medikamente sind keine over-the-counter Produkte “, so Barjenbruch.

 

 „Arzneimittel werden gezielt zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt, die nur Ärztinnen und Ärzte aufgrund ihrer medizinischen Ausbildung diagnostizieren und therapieren können. Apotheker sind dafür nicht ausgebildet“, sagt der KVN-Vorstand. 

 

Die KVN fordert die Politik auf, diese Pläne sofort zu beerdigen. Sie entlasteten in keiner Weise die Arztpraxen. Stattdessen gefährdeten sie die Patientensicherheit.

 

Die KVN unterstützt damit die Kritik des niedersächsischen Gesundheitsministers Dr. Andreas Philippi. Er hatte gestern festgestellt, dass die Verordnung neuer Medikamente einer Anamnese, Diagnostik und Diagnose sowie eines kritischen Abwägens der Behandlungsalternativen bedürfe. Auch wenn die Expertise der Apothekerinnen und Apotheker dafür eine wichtige Basis biete, sei für diese Aufgabe eine zusätzliche bereichsübergreifende Sach- und Fachkenntnis erforderlich. Deshalb sollten hier im Zuge der Apothekenreform entsprechende Anpassungen erfolgen.