Pressemitteilung

Morgen startet die elektronische Patientenakte

Nicole Löhr

KVN-Vorständin Nicole Löhr: „Die ePA hat großes Potential - es hakt aber noch.“

 

Die „elektronische Patientenakte für alle“ (ePA)“ wird ab dem 1. Oktober 2025 für Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten verpflichtend eingeführt. Die ePA soll mit Dokumenten wie Befundberichten und Arztbriefen von den Praxen befüllt werden. Die Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) erkennen das Zukunftspotential der ePA an. Sie biete die Chance für eine bessere Behandlungskoordination, weniger Doppeluntersuchungen und mehr Transparenz im Gesundheitswesen. Dies ist der Tenor einer aktuellen KVN-Befragung bei den Mitgliedern.

 

„Ich bin davon überzeugt, dass die ePa ihren vollen Nutzen erst dann entfaltet, wenn möglichst viele und qualitativ hochwertige Informationen enthalten sind. Es kann daher gut sein, dass die ePA mit der Verpflichtung einen weiteren Schub erhält“, sagte die Vorständin der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Nicole Löhr, heute in Hannover. „Drei Viertel aller Praxen in Niedersachsen sind für den morgigen Start vorbereitet und nutzen bereits die ePA, auch wenn unsere Umfrage zeigt, dass es an einigen Stellen noch erheblich hakt.“

 

Kritisch sieht die KVN-Vorständin, dass kurz vor der verpflichtenden Nutzung der ePA noch immer nicht alle PVS-Hersteller den Praxen ein ePA-Modul bereitgestellt haben. „Diese Praxen können die ePA schlichtweg nicht nutzen und dürfen deshalb auch nicht mit Sanktionen bestraft werden“, stellte sie klar.

 

Die Umfrageergebnisse der KVN von rund eintausend Praxen zeigen: Nutzen und Aufwand stehen für viele Praxen aktuell noch in keinem guten Verhältnis (56 Prozent). Knapp 50 Prozent der Befragten gaben an, dass das Öffnen der ePA zu lange dauert und immer wieder Störungen der Telematikinfrastruktur auftreten, von denen auch die ePa betroffen ist (56 Prozent). Ein weiteres Ärgernis ist, dass die Krankenkassen ihre Versicherten nicht ausreichend über die ePA informiert haben und deshalb ein hoher Aufklärungsaufwand in den Praxen anfällt.

 

„Den größten Nutzen hat für die meisten der Praxen aktuell die Medikationsliste. Anhand der Liste könnten Ärztinnen und Ärzte sofort sehen, welche Arzneimittel ein Patient bereits erhalten hat“, erläuterte Löhr.

 

Um die Akzeptanz der ePA zu steigern, fordert die Mehrheit der Ärzte und Psychotherapeuten vor allem technische Verbesserungen, sowie eine stärkere Einbindung der Krankenhäuser. Wenn Krankenhausberichte, OP-Berichte, Laborwerte oder Entlassungsbriefe beim Übergang in die ambulante Weiterbehandlung vorliegen, kann beim Sektorenwechsel ein echter Mehrwert für die Patientinnen und Patienten entstehen.

 

Wie Praxen die Arbeit mit der ePa beurteilen, hängt stark von der technischen Umsetzung in den Praxisverwaltungssystemen (PVS) ab. Hier liegen der KVN auch nach der Befragung ganz unterschiedliche Rückmeldungen aus den Praxen vor. Rund ein Viertel der Ärzte und Psychotherapeuten sind mit ihrem ePA-Modul zufrieden, viele allerdings auch nicht. Zu oft ist die Dokumentenverwaltung aufwendig, Patientendaten müssen manuell gepflegt werden und Sortier- sowie Suchfunktionen gelten als unzureichend. Die Pflege der ePa benötigt dann einen hohen Zeit- und Arbeitsaufwand in der Praxis (48 Prozent) und verzögert sogar teilweise die Behandlungen (61 Prozent). Löhr empfiehlt Praxen, bei denen die ePA noch nicht optimal läuft, Feedback an die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme und an die gematik zu geben, damit notwendige Verbesserungen zeitnah erfolgen.

 

„Um die TI als Rückgrat der digitalen Gesundheitsversorgung dauerhaft vertrauenswürdig zu machen, sind kontinuierliche Investitionen in Verfügbarkeit und Sicherheit unabdingbar. Außerdem muss die ePA nun zügig im Sinne der Praxen weiterentwickelt werden. Dazu zählen prozessunterstützende Features wie die Volltextsuche und die Verwendung von strukturierten Daten.“, so die TI-Expertin.